Liebe Leser,
heute möchte ich über die DDR-Vergangenheit schreiben, denn scheinbar endet diese nie. Wie ein Eisberg ragt sie in das Hier und Jetzt hinein und prägt unsere Gegenwart, ohne das wir es bemerken. Wir sind und werden immer wieder unser Gestern und alles Gewesene abzustreifen, wie ein altes Hemd, das scheint unmöglich. Ein Beleg dafür sind die vielen Berichte, Filme, Internetseiten-Seiten und Gruppen zur DDR-Zeit. Noch immer pulsiert die rote Epoche in unseren Köpfen und Seelen. Ob das gut oder schlecht ist, richtig oder falsch, kann ich nicht sagen. Es ist so und die Akzeptanz dessen, macht die Gegenwart vergangenheitsärmer und quetscht ein wenig Gestern aus dem Heute heraus. Die Nicht-Akzeptanz bewirkt das Gegenteilige. Beim Schreiben vom „Das Geständnis des Läufers“ habe ich das mehrfach gespürt. Ich konnte Abstand zum Gewesenen aufbauen oder ihn verringern und dadurch Verschwommenes klarer sehen, Dunkles heller, vermeintlich Großes kleiner und umgekehrt. Ich begegnete dabei längst vergessenen Momenten und Menschen aus der DDR und fand es aufregend, mit Ihnen im Geist wieder gesprochen, gelacht oder gerungen zu haben. Gewiss triffst auch du lieber Leser, von Zeit zu Zeit die Menschen deiner Vergangenheit in dir wieder und gewiss ist dies auch für dich einmal schön, belebend und wunderbar und ein anderes mal bedrückend, dunkel und häßlich. Aber was hindert uns, stärker auf die schönen und wunderbaren Augenblicke zu schauen? Warum sich stets auf das Häßliche konzentrieren? Weil es schmerzt und es uns somit zwingt, an es zu denken? Vielleicht. Aber ich glaube fest, dass man das Hier und Heute fröhlicher und leuchtender machen kann – und damit auch die Vergangenheit -, wenn man die Goldmomente seiner Geschichte nicht aus dem Auge verliert…